Stellungnahme zu den aktuellen Ereignissen im Rahmen des Projekts discART - Kunst bis zum Ende

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Wir distanzieren uns klar von den Verhaltensweisen, die innerhalb dieses Diskurses von allen direkt Beteiligten gezeigt wurden.
Zunächst einmal vorab: Wir verstehen die Reaktionen auf die Stories und Ausführungen der Künstlerin Duygu Krämer auf Instagram. Es ist richtig und wichtig, die dort hervorgebrachten Anschuldigungen maximal ernst zu nehmen und sich mit Opfern von Sexismus und Gewalt zu solidarisieren.

In Folge dieser und weiterer Darstellung der Künstlerin sowie dem Aufgreifen dieser Informationen durch Dritte wurden wir in den letzten Tagen zu einer unmittelbaren Stellungnahme in Bezug auf die Vorfälle zwischen den Künstler:innen Duygu Krämer, Crok und Tim Krämer aufgefordert. Hiermit haben wir uns bewusst bis zu diesem Zeitpunkt zurückgehalten, um alle uns zugänglichen Fakten zunächst einzuholen und zu bewerten. Zudem haben wir sowohl mit Duygu Krämer als auch Crok mehrfach das persönliche Gespräch gesucht, was uns ein wichtiges Anliegen war, bevor wir mit einer offiziellen Stellungnahme an die Öffentlichkeit treten. Einer der Hauptakteure Tim Krämer hat sich weder öffentlich positioniert, noch sich dazu bereit erklärt in einen persönlichen Dialog zu gehen.

Uns ist in dieser Stellungnahme wichtig, den geteilten Inhalten einen Kontext zu geben. Die Faktenlage stellt sich für uns so dar: Zwischen den Künstlern Crok und Tim Krämer bestehen bereits seit längerer Zeit Spannungen, die in der Graffiti Szene bekannt sind und bisher auch dort ausgetragen wurden. Diese Spannungen eskalierten vor circa drei Wochen nach klaren Grenzüberschreitungen von Tim Krämer innerhalb des discART-Projektes. Dieser platzierte Pieces sowohl in der Ausstellungshalle als auch an einer weiteren Fläche der Außenwand so, dass offensichtlich mindestens zwei Kunstwerke massiv in ihrem Erscheinungsbild beeinträchtigt wurden. Daraufhin entflammte der bereits bestehende Konflikt zwischen den Künstlern Tim Krämer und Crok erneut. Nach mehreren gegenseitigen Provokationen beider Künstler tauchte Crok vor der Haustür von Tim Krämer auf. Durch die gemeinsame Wohnsituation von Tim Krämer und Duygu Krämer wurde auch sie in den Vorfall involviert. Diese Situation filmte Duygu Krämer und teilte dieses Video öffentlich in ihrer Instagram- Story. Daraufhin erhielt sie von Crok eine Nachricht, in der er sie als „Bitch“ bezeichnet.

Hierbei gilt es zwei Vorfälle klar zu trennen:

  1. Das Mackergehabe zwischen Crok und Tim Krämer, welches aus gegenseitigen Provokationen besteht und schlußendlich vor Tim Krämers Haustür endete.

  2. Die Beleidigung, die von Crok im Kontext des Mackergehabes während des Hausbesuchs in Richtung Duygu Krämer ausgesprochen wurde.

In Reaktion auf diesen Vorfall wurden vor ca. drei Wochen sowohl Tim Krämer als auch Crok vom Kunst-Projekt DiscART – Kunst bis zum Ende ausgeschlossen. Die mit beiden Künstlern verabredeten Maßnahmen, welche unter anderem beinhalteten, dass beide das Gelände nicht mehr betreten und auf die künstlerische Gestaltung eingreifen dürfen, wurden von Crok missachtet.

Hier müssen wir uns den Fehler eingestehen, die mit den Künstlern verabredeten Maßnahmen nach Ausschluss aus dem Projekt nicht ausreichend durchgesetzt zu haben. Wir möchten uns dafür bei allen Personen - und insbesondere Duygu Krämer - entschuldigen, für welche dies zu einer erneuten Verletzung und einem sehr nachvollziehbarem Ärger geführt hat. Zudem verurteilen wir als Veranstalter:innen von DiscART das Verhalten von Crok hinsichtlich der massiven Bedrohung von Tim Krämer und Duygu Krämer sowie die sexistische Äußerung in der anschließenden Nachricht an Duygu Krämer. Auch wenn die Bedrohung ursprünglich Tim Krämer galt, wurde auch Duygu Krämer hierdurch Opfer von Bedrohung und Gewalt.
Daraus resultierten die eingangs erwähnten Darstellungen der Situation in der Instagram-Story von Duygu Krämer. Hierbei greift sie sowohl den Vorfall vor ca. drei Wochen auf, als auch die fehlende Umsetzung der mit beiden Künstlern abgestimmten Maßnahmen durch die Veranstalter:innen. In der anschließenden Nacht von Samstag auf Sonntag wurde das gemeinsame Kunstwerk der Künstler:innen Duygu Krämer und Tim Krämer mit Farbe beschmiert. Wir sind entsetzt und enttäuscht, dass ein Diskurs auf diese Weise ausgetragen wird. Wir verurteilen die Beschädigung des Kunstwerks, insbesondere im Kontext der genannten Vorfälle, stark.

Gleichzeitig sind wir erschrocken darüber, welche Eigendynamik sich in Reaktion auf die Anschuldigungen von Duygu Krämer entwickelt hat. Die geteilten Inhalte sind teilweise irreführend und beleuchten nicht den gesamten Kontext der Situation. In den Statements von Dritten ist so der Tim Krämer geltende Übergriff von Crok als sexistischer Übergriff auf Duygu Krämer gewertet worden. Crok habe sich bewusst die Adresse von Duygu Krämer herausgesucht, um diese anzugreifen. Dies entspricht aus unserer Sicht nicht den Tatsachen. Auch wenn wir verstehen können, dass die dargestellten Inhalte in der Story von Duygu Krämer euch wütend und traurig gemacht und euch dazu bewegt haben, sich mit ihr zu solidarisieren, ist es aus unserer Sicht problematisch, wenn Dritte Inhalte aufgreifen und verbreiten, ohne den Gesamtkontext zu kennen oder miteinzubeziehen und auf dieser Basis Menschen öffentlich anschuldigen. Umso mehr, als dass wir als Veranstalter:innen von DiscART zu jeder Zeit ein persönliches Gespräch für alle angeboten haben, die von dem, was Duygu Krämer auf ihrer Instagram-Seite beschreibt, zurecht bewegt, irritiert oder wütend waren und sind. Damit wollten wir genau dieser Dynamik, die nun entstanden ist, zuvorkommen und allen die Chance geben, die Situation auf Basis des Kontextes und allen zugehörigen Fakten einzuordnen und zu bewerten.

So wurde Crok in der Folge dessen u.a. als „Misogynist“ und „Sexist“ bezeichnet. Dabei handelt es sich um eine Interpretation seiner Verhaltensweisen. Darüber hinaus wurde Crok öffentlich dafür verurteilt, das Kunstwerk von Duygu und Tim Krämer beschmutzt zu haben – ohne dass dafür ein Beweis vorliegt. Wir distanzieren uns hier ganz klar von dieser Form der üblen Nachrede. Auch wenn der Vorfall in zeitlicher Nähe zu den Anschuldigungen gegen Crok passiert ist: Ohne ausreichende Beweise gilt die Unschuldsvermutung.

Das Epizentrum der beschriebenen Situation findet sich somit in dem Mackerverhalten zweier Männer, deren Konflikt eskaliert und in einer massiven Grenzüberschreitung einer der beiden Parteien gemündet ist. Dass unter dieser toxisch-männlichen Austragungsweise ebenfalls eine FLINTA:-Person massiv leidet, beleuchtet für uns ein strukturelles Problem, mit dem sich sowohl wir als Veranstalter:innen als auch die beiden Beteiligten sowie eine ganze Szene auseinandersetzen muss.

Eine Zensur der Kunst kommt für uns in diesem Kontext nicht in Frage. Dies ist für uns ein massiver Eingriff in die Kunstfreiheit, der auf Basis der oben beschriebenen Situation aus unserer Sicht nicht gerechtfertigt ist.
discART – Kunst bis zum Ende